In wenigen Zeilen das unternehmerische Leben der Familie Arosio zu beschreiben, das reich an Geschichte und Ereignissen ist, die einen sich über fünf Generationen erstreckenden Zeitraum umspannen, ist kein leichtes Unterfangen. Man muss also fast zwei Jahrhunderte zurückdenken, um auf Valeriano In wenigen Zeilen das unternehmerische Leben der Familie Arosio zu beschreiben, das reich an Geschichte und Ereignissen ist, die einen sich über fünf Generationen erstreckenden Zeitraum umspannen, ist kein leichtes Unterfangen. Man muss also fast zwei Jahrhunderte zurückdenken, um auf Valeriano zu stoßen, der 1833 im habsburgischen Mailand zur Welt kam, das damals die Hauptstadt des Lombardisch-Venetischen Königreichs war und dem österreichischen Kaiserreich angehörte.
Seine aus der Brianza (einer nördlich von Mailand gelegenen Gegend) stammenden Eltern arbeiteten bei der staatlichen Tabakfabrik. Im Jahr 1850 beschloss Valeriano, Mailand zu verlassen und nach Wien zu reisen, das seinerzeit eine Art magnetischer Anziehungspunkt für die Bevölkerung des Kaiserreichs war. Dort fand er Arbeit bei einer Klavierfabrik, und damit begann seine Liebe zu Musikinstrumenten im allgemeinen und zum Klavier im besonderen heranzureifen. In sieben Jahren Aufenthalt in Wien perfektionierte er seine Kenntnisse auf dem Gebiet des Klavierbaus immer weiter, bis er zu dem Entschluss kam, wieder nach Hause zu kehren, um das in Wien erlangte Wissen in die Praxis umsetzen zu können. So kam es, dass Valeriano 1857 in Lodi (eine etwa 30 km von Mailand entfernte Stadt, in die seine Eltern in der Zwischenzeit umgezogen waren) eine Werkstatt für Reparatur und Bau von Klavieren eröffnete und damit das musikalische Abenteuer der Familie begann.
In der Zwischenzeit beeindruckten die garibaldinischen und revolutionären Bewegungen, die in jenen Jahren die gesamte italienische Halbinsel aufwühlten und auf einen unvermeidlichen Vereinigungsprozess zuliefen den jungen Valerio sehr stark, so dass er 1860 beschloss, sich als Freiwilliger zum garibaldinischen Korps der Alpenjäger zu melden und mit dem III. Expeditionskorps nach Messina zu gehen. Somit nahm er aktiv an dem Feldzug zur Angliederung der zwei bourbonischen Königreiche Siziliens an das Königreich Sardinien teil.
Nach seiner Rückkehr nach Lodi im Jahr 1861 lernte er Alfea Casorati kennen und heiratete sie. Sie schenkte ihm vier Kinder, von denen es Emilio (1866 geboren), der Drittgeborene war, der das Unternehmen seines Vaters weiterführte. Er war jedoch nicht nur Unternehmer , sondern auch Sportler und Mitglied des Rudervereins „Fanfulla“. Im Jahr 1891 gehörte er zu den sechsundzwanzig verdienstvollen Gründern des Sportvereins „Canottieri Adda“ in Lodi.
Mit der Unterstützung der wertvollen Zusammenarbeit und des ausgeprägten Geschäftssinnes seiner Frau Agnese Mamoli, die er 1893 heiratete und mit der er drei Söhne hatte (Valeriano nato nel 1895, Antonio nato nel 1897 e Arnaldo nato nel 1903), (Valeriano, 1895 geboren, Antonio, 1897 geboren und Arnaldo, 1903 geboren), gelang es Emilio im Verlauf der Jahre, die Klavierproduktion der Firma „Arosio“, die bis dahin handwerklich geprägt war, zu steigern und zu modernisieren.
Am 31. Oktober 1908 weihte Emilio, der noch immer von dem weitsichtigen Unternehmergeist beseelt war, der ihn auszeichnete, das erste Lichtspielhaus in Lodi (), ein, das immerhin 400 Sitzplätze bot. Es war ein Riesenerfolg. 1910 eröffnete er das größte Geschäft für Klaviere und Musikinstrumente der Stadt.
Diese Zeit glücklichen wirtschaftlichen und kommerziellen Wachstums sollte jedoch bald jäh durch den blutigsten Krieg unterbrochen werden, den Europa je erlebt hatte.
Zwischen Ende Juli und Anfang August 1914 brach der Krieg aus, der weltweite Ausmaße annehmen sollte und als Erster Weltkrieg schmerzlich bekannt ist. Valeriano brach unverzüglich sein Universitätsstudium in Bologna ab, um sich als Freiwilliger bei der Artillerie zu melden, auf dem Fuß gefolgt von seinem Bruder Antonio. Als die italienische Wehrmacht 1915 beschloss, den ersten Kern der neuen Luftwaffe zu organisieren, wurde nachgefragt, wer von den Soldaten der Kavallerie und der Artillerie sich dieser freiwillig anschließen wollte. Valeriano meldete sich und verließ sofort die Artillerie.
Dank der Photographen-Leidenschaft Valerianos und Antonios verbleiben uns eine beachtliche Zahl schöner Darstellungen jener Zeit und Bilder, die an der Front geschossen wurden . Einige Photos sind als Zeugen dieses Zeitraums noch heute in den Gemeinschaftsräumen unserer Hotels zu sehen.
Leider nahm das tragische Kriegserlebnis sowohl für Valeriano als auch für Antonio das schlimmste Ende.
Ersterer starb am 21. August 1917 während einer Luftaufklärung an der österreichischen Front, während der Zweite zwar den Krieg überlebte, jedoch wenige Jahre später an einer Nierenentzündung starb, die er sich in der feuchten und ungesunden Umgebung des Schützengrabens geholt hatte.
In der ersten Nachkriegszeit fiel die Aufgabe, das Unternehmen fortzuführen, daher dem überlebenden dritten Sohn Arnaldo zu
Die Zeiten waren jedoch in raschem Wandel begriffen: das Aufkommen des Radios und die immer stärkere Verbreitung der Grammophone führten dazu, dass das Klavier nicht mehr die einzige Möglichkeit war, innerhalb der Familie Musik zu betreiben (dabei muss man davon ausgehen, dass zu jener Zeit jede bürgerliche Familie ein Klavier besaß, und auch jemanden, der es recht oder schlecht zu spielen verstand).
So kam es dazu, dass Arnaldo beschloss, neben dem traditionellen Vertrieb von Musikinstrumenten auch den Verkauf von Funkempfängern aufzunehmen, was zu jener Zeit eine recht revolutionäre Idee war.
Er war sozusagen gleichzeitig Unternehmer und Künstler: Sein ganzes Leben war durch die Kunst geprägt. In seiner Jugendzeit besuchte er die Kunstakademie in Brera und wurde zu einem guten Zeichner Später spezialisierte es sich auf den Holzschnitt, realisierte zahlreiche Exlibris und arbeitete als Illustrator mit verschiedenen Zeitungsverlagen zusammen.
1928 heiratete er Amelia Asti und aus dieser Verbindung wurden drei heute noch lebende Kinder geboren: Biancamaria im Jahr 1929, Valeriano im Jahr 1933 und Antonio im Jahr 1936 .
Gegen Ende der dreißiger Jahre ging der Handel mit Musikinstrumenten zurück, während der Verkauf von Radios, Schallplatten und Grammophonen um ein Vielfaches anstieg.
Aber wiederum zogen düstere Wolken am Horizont auf: ein neuer und noch zerstörerischer Weltkrieg stand bevor.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges sank für die Familie Arosio nach 86 Jahren Opfern und Erfolgen endgültig der Vorhang über ihrer musikalischen Tätigkeit. Es sollten noch viele Jahre vergehen, bevor dieser Vorhang sich wieder heben würde, um diesmal den Blick auf die Tätigkeit im Bereich des Fremdenverkehrs freizugeben.
Die Arosio’s gaben den Klavierbau im Jahr 1939 auf und verließen mitten im Krieg 1943 die Stadt Lodi, um sich nach Villa di Gargnano am Gardasee zu flüchten, in das direkt am See liegende Haus, das Emilio 1925 gekauft hatte und wo alle miteinander jedes Jahr ihren Sommerurlaub verbrachten. Nie hätten die Arosio’s sich vorgestellt, das Gargnano nicht viel später zur einer Art Hauptstadt dessen werden würde, was historisch von Italien übrig blieb.
In Gargnano waren sie Zeugen der Entstehung der Italienischen Sozialrepublik, des Eintreffens, im Oktober des Jahres 1943, von Benito Mussolini in Villa Feltrinelli, der Besetzung ihres Anwesens zuerst durch die Anhänger Mussolinis und später durch die deutschen Soldaten, die im März 1945 den Amerikanern Widerstand leisten wollten, die wenige Tage später über den See kommen sollten. Glücklicherweise kam es nicht zu der deutschen Vergeltungsmassnahme, und die Familie überstand diesen Sturm unversehrt.
Die nicht einfache Aufgabe, die Familie einer neuen Tätigkeit zuzuführen lag daher bei Arnaldo und seiner Frau Amelia, die sich nach Kriegsende ans Werk machten und von Null anfingen, eine völlig neue Aktivität aufzubauen. Dabei halfen ihnen ihre Kinder, insbesondere Valeriano. In den fünfziger Jahren, angesichts der immer massiveren Zureise ausländischer Touristen aus England, Frankreich und Deutschland (auch mit dem Fahrrad!), die am Haus der Arosio’s an die Tür klopften, nachdem sie dessen herrliche Lage gesehen hatten, und darum baten, ihnen ein Zimmer oder ein Appartement zu vermieten, beschlossen die Arosio’s, für die Familie ein neues Gebäude am Rand des ausgedehnten Geländes am See zu bauen und das Haus, in dem sie seit zwei Generationen ihren Sommerurlaub verbrachten, in eine Pension zu verwandeln. So entstand im Jahr 1957 die Pension „Gardenia“ .
Infolge der wachsenden Fremdenverkehrsnachfrage begannen 1963 die Arbeiten zur Erweiterung der Pension „Gardenia“ und 1965 öffnete das Hotel „Gardenia al Lago“ seine Türen.
Die Leitung ging dann in die Hände von Valeriano über, der 1967 Costantina Stefanutti heiratete, die ihm drei Söhne schenkte: Valerio im Jahr 1968, Giorgio im Jahr 1971 und Andrea im Jahr 1976.
1975 hatten Valeriano und Costantina die Gelegenheit, die alte Pension „Maria Pia“ zu kaufen, die ebenfalls in Gargnano in wenigen Schritten Entfernung vom Hotel Gardenia al Lago direkt am See lag. Sie renovierten sie und verwandelten sie in das kleine, intime „Hotel Du Lac“.
Das Weitersagen machte den Erfolg beider Hotels aus, die sich im Verlauf der Jahre eine eigene, treue Kundschaft schufen. Es gibt in der Tat nicht wenige Liebhaber von Gargnano, die Jahr für Jahr wieder in den Hotels der Familie Arosio, absteigen, in der Gewissheit, dort eine Oase des Friedens und der Ruhe zu finden, die diesen traditionellen, charmanten Häusern eigen sind.